Propyläen
Verlagsgeschichte
„Propyläen“ kennt man als Säulen antiker Heiligtümer, durch die man in das Innere des Tempelbezirks gelangt. Als der Ullstein-Verleger Emil Herz 1919 in Berlin den „Propyläen Verlag“ gründete, da hatte er die großen Epochen der Vergangenheit im Blick und verband mit der Namensgebung einen bildungsbürgerlichen Anspruch: Bei Propyläen sollten – ergänzend zu dem auf Unterhaltung ausgelegten Ullstein-Programm – bibliophile Klassikerausgaben erscheinen, ebenso groß angelegte Reihen wie die Propyläen-Weltgeschichte und die Propyläen-Kunstgeschichte. Später wurde Propyläen auch als Verlag für zeitgenössische Kunst bekannt, etwa durch Wassily Kandinskys berühmte Mappe Kleine Welten.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde das Vermögen der Verlegerfamilie arisiert, der Ullstein Verlag firmierte fortan als „Deutscher Verlag“. Propyläen aber durfte seinen Namen behalten, die Anlehnung an die Antike galt den nationalsozialistischen Machthabern als unverdächtig. Nach dem Krieg erlangten die Ullsteins mühsam ihr Vermögen zurück und für den Verlag begannen unruhige Wanderjahre. Propyläen hingegen blieb in der Hauptstadt verortet. Heute sitzen die Ullstein Buchverlage vereint unter einem Dach in der Friedrichstraße und Propyläen bürgt weiterhin für anspruchsvolle Sachbücher, die über den Tag hinaus Geltung beanspruchen können.
Das Programmprofil
Das Programm von Propyläen steht für seriöse Information und fundierte Bildung. Peter Scholl-Latour prägte mit seinen Bestsellern über viele Jahre das politische Profil. Ein thematischer Schwerpunkt liegt auf der Zeitgeschichte, Sönke Neitzels großes Standardwerk „Deutsche Krieger“ und Stephan Malinowskis preisgekröntes Meisterwerk „Die Hohenzollern und die Nazis“ führen diese erfolgreiche Tradition bei Propyläen weiter. Große Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft – wie etwa Egon Bahr, Willy Brandt und Wolf Biermann – bereicherten mit ihren Autobiografien und Erinnerungen das Programm. Daneben steht Propyläen für spannende Archäologie (Gabriel Zuchtriegel: „Zauber des Untergangs“) und für Bücher zu großen Fragen der Menschheitsgeschichte (Johannes Krause, Thomas Trappe: „Die Reise unserer Gene“). Propyläen-Bücher positionieren sich etwa in der Debatte um Vergangenheitsaufarbeitung und Erinnerung (Charlotte Wiedemann: „Den Schmerz der anderen begreifen“, Reinhold Beckmann: Aenne und ihre Brüder“) und setzen sich essayistisch mit gesellschaftspolitischen Themen wie Kolonialismus, Antisemitismus und Nahost-Konflikt auseinander (Omri Boehm: „Israel – eine Utopie“, Moshe Zimmermann: „Niemals Frieden?“). Große Biografien (Walter Isaacson: „Leonardo“) und opulent ausgestattete Kulturgeschichten (Sebastian Conrad: „Die Nofretete“) runden das Programm ab. Im Sinne von Emil Herz folgt Propyläen auch heute noch der Leitidee: Wer die großen Fragen unserer Zeit durchdringen will, darf die Antworten nicht nur in der Gegenwart suchen, sondern muss sich auch mit der Vergangenheit auseinandersetzen.
Die Autorinnen und Autoren
Bei Propyläen schreiben renommierte Autorinnen und Autoren für eine anspruchsvolle und wissbegierige Leserschaft. Internationale wie deutsche Historikerinnen und Historiker veröffentlichen hier ihre Bücher, so u.a. Mary Beard, Sebastian Conrad, Stephan Malinowski, Margaret McMillan, Moshe Zimmermann. Sönke Neitzel und Karina Urbach. Führende Wissenschaftler wie Johannes Krause und Harald Meller sind im Propyläen-Programm ebenso zu Hause wie tonangebende Intellektuelle aus Politik, Kunst und Gesellschaft. Zu letzteren zählen u.a. Omri Boehm und Daniel Kehlmann mit ihrem Gespräch über Immanuel Kant („Der bestirnte Himmel über mir“) und Philipp Felsch mit seinem viel gelobten Essay über Jürgen Habermas („Der Philosoph“).
Das Propyläen-Programm leiten Kristin Rotter und Christoph Steskal.